Political Correctness für alle_innen – Prost!

Es ist doch ein interessantes Phänomen, dass eine immer härter, kälter und unsozialer werdende Gesellschaft auf den ersten Blick tatsächlich einen menschlichen Anstrich bekommt, allerdings nur einen hauchdünnen: die sogenannte Political Correctness (nachfolgend PC genannt). Leider hat das alles nicht annähernd etwas mit dem uns einst gelehrten gesunden Hausanstand zu tun. Im Gegenteil, denn handfeste, über Generationen gewachsene Regeln des menschlichen Umgangs und Zusammmenlebens werden dem Zeitgeist entsprechend durch Verbalbastarde ersetzt. Das ist die PC.

Wenn jemand brunzhaferlblöd ist, darf man das beispielsweise so nicht mehr sagen, hier stehen wunderbare Begriffe aus der PC-Welt zur Verfügung: Er oder Sie leidet dann optional an „kognitiven Dissonanzen“ und/oder stammt aus „sozial schwachen Schichten“. Apropos, wenn jemand arm ist hat sich die fleißige PC-Gemeinde etwas Schönes ausgedacht. Diese Menschen sind dann von der „Gesellschaftlichen Teilhabe“ ausgeschlossen und müssen „am Rande der Gesellschaft abgeholt“ werden. Und da sitzen sie bis heute und warten auf den gesellschaftlichen Bus. Der kommt aber nicht, weil wenn jemand arm ist „dann muss er halt was arbeiten, die faule Sau!“ Welcome PC, byebye Anstand.

Selbstverständlich gendern wir uns aktuell auch den Wolf, wir müssen unbedingt unsere Sprache anpassen, um endlich die Gleichberechtigung durchzusetzen. Wie wäre es denn eigentlich mit Umdenken, mit Gendering in den Köpfen? Nein, es reicht doch, dass es jetzt „Radfahrende“ statt „Der Radfahrer“ heißt. Und Alice Schwarzer macht Werbung für die BILD-Zeitung…

Wir schaffen das Sankt Martin-Fest ab und nennen es ab sofort „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“. Und weil der Kniefall wider dieser schönen und netten Traditionen so gut funktioniert auch gleich weg mit den Weihnachtsmärkten. Hier könnte man ja „Wintermärkte“ veranstalten. Die durch den geteilten Mantel so wunderschön veranschaulichten Werte des Mitgefühls und der Solidarität gegenüber den Schwachen sind in unserer Gesellschaft sowieso nicht mehr relevant. Somit ist die Abschaffung sogar doppelt political correct. Halloween ist allerdings davon nicht betroffen…

Eine interessante Spielart der PC erleben wir hier in Bayern. Denn ein beutelschneiderisches Massenbesäufnis, in dem der Alkoholkonsum als einzig wahre Messlatte der Gemütlichkeit und blauweißem Brauchtums gilt, wird in den Olymp nationaler Identität bei gleichzeitiger Weltoffenheit gehoben. Benetzt von den Körpersäften des Nebenmanns (und –frau!, immer PC-kompatibel gendern) schallt es political correct und bestens öffentlich-rechtlich befeuert: „Oh wie ist DAS Wies’n schön!“

Das alles ist Political Correctness. Auch hier bedarf es nicht unbedingt des Hinweises, dass die Leute, die so etwas vorschlagen und durchsetzen, dies nicht für 8,50 Euro die Stunde machen. Meine oben angedeutete Frage „wo bleibt denn eigentlich der gesunde Hausanstand?“ ist damit wohl hinfällig. Freundlicher Umgang mit den Mitmenschen? Bewusstsein, dass nicht jeder Mensch das Maximum leisten kann? Das gute Buch? Werte jenseits der Leitkulturdebatte? Solidarität mit den Schwachen, vielleicht noch auf der ganzen Welt? Das alles ist schlicht und einfach nicht mehr zeitgemäß und unserer Gesellschaft nicht zu vermitteln. Wer ist denn eigentlich diese abstrakte Masse „Gesellschaft“? Damit schließt sich der Kreis, denn „Auch DU bist Deutschland“!

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